Johnny Bruck restaurieren Ein Interview mit Arndt Drechsler-Zakrzewski

27. Dezember 2023

Am 1. November 2023 verstarb völlig unerwartet Arndt Drechsler-Zakrzewski. Das wahrscheinlich letzte Interview mit dem Künstler führte Olaf Brill. Es wurde im PERRY RHODAN-Report 572 veröffentlicht, der im November als Beilage zum PERRY RHODAN-Band 3248 (»Die Frau aus dem Transmitter« von Michael Marcus Thurner) erschien. Das Interview wurde im September per Mail geführt.

 

»… für mich der blanke Wahnsinn!«

Der PERRY RHODAN-Titelbildkünstler Arndt Drechsler-Zakrzewski ist ein Nachfolger des legendären Johnny Bruck. Als ich ihn nach seinen Restaurierungsarbeiten frage, sitzt er gerade wieder an einem neuen Auftrag: Er restauriert einen weiteren Schwung von Johnny-Bruck-Gemälden, die ihm der Kunstsammler Markus Rohrwild aus der Schweiz geschickt hat.

Olaf Brill: Markus hat uns von deiner Arbeit an den Bruck-Gemälden erzählt. Ist das für dich ein ungewöhnlicher Auftrag, oder gehört so etwas bei dir zum Tagesgeschäft?

Arndt Drechsler-Zakrzewski: Also, Tagesgeschäft kann man das nicht nennen. Natürlich habe ich in meiner Laufbahn viele Bilder restauriert, alle möglichen Motive und Stilrichtungen. Besonders vor über fünfundzwanzig Jahren, als die traditionelle Malerei mit Pinsel und Farben noch das Hauptmedium der Illustration war.

Ungewöhnlich an diesem Auftrag ist jedoch die Menge, und dass alle Motive von demselben Künstler sind – eben Johnny Bruck.

 

Olaf Brill: Wie war es für dich, die Bruck-Originale noch einmal zu bearbeiten? Was hast du da genau getan?

Arndt Drechsler-Zakrzewski: Natürlich ist das für mich der blanke Wahnsinn, dass hier plötzlich die Originale von meinem alten Vorbild vor mir liegen und mir die Ehre zuteilwird, diese restaurieren zu dürfen. Das hätte ich mir vor zweiundvierzig Jahren nicht gedacht, als ich angefangen habe zu malen. Davon hätte ich nicht mal zu träumen gewagt!

Tja, was mache ich da? Bearbeiten ist ein wenig der falsche Begriff. Ich restauriere die Bilder, also beseitige in erster Linie Beschädigungen in Form von jahrzehntealtem Dreck, Klebestreifen und Klebestellen, sowie Markierungen, die intelligenterweise mit Kugelschreiber oder anderen Stiften aufgetragen wurden. Das ist erst einmal die Hauptarbeit an dem Bild: es komplett zu reinigen. Ziel ist es, das Bild wieder möglichst nah an den Originalzustand heranzubringen und Schäden zu entfernen, ohne dass ich etwas »verändern« müsste.

Wenn das aber nicht geht – was meistens der Fall ist! –, muss ich Pinsel und Farben nehmen und zerstörte Stellen neu malen, und zwar natürlich so, dass man nicht sieht, dass hier etwas gemacht wurde und die Stelle von mir gemalt wurde. Es soll ja ein Bruck bleiben!

 

Olaf Brill: Was waren die größten Schwierigkeiten?

Arndt Drechsler-Zakrzewski: Die Frage müsste lauten: Welche waren die kleinsten? Da liegt zunächst einmal ein Bild vor mir, das bis zu sechzig Jahre alt ist. Die alten Materialien sind teils hochempfindlich, befinden sich kurz vor der Selbstauflösung. Daher ist das Wichtigste, dass ich das Bild nicht versehentlich zerstöre, weil ich einen unüberlegten Schritt mache.

Ich muss mir also jeden Schritt, den ich mache, genau überlegen. Und das sind bei den verschiedenen Bildern fast nie die gleichen. Da tauchen schon mal plötzlich Probleme auf, die das Bild von selbst produziert – irgendwelche Prozesse, teils auch chemischer Natur, die absolut nicht vorhersehbar waren. Zum Beispiel, wenn eine weiße Stelle sich plötzlich von selbst verfärbt, weil der Karton mal Schmutz aufgesaugt hatte und den jetzt, nachdem die Oberfläche gereinigt und offen ist, wieder abstößt. Dann muss ich richtig kreativ werden.

Besonders schwierig sind sehr starke Verschmutzungen. Bei einigen Bildern meint man, sie hätten Jahrzehnte lang in einer Küche gestanden, direkt neben der Fritteuse – vielleicht war es ja auch so! Da ist das ganze Bild wie mit Fett durchtränkt. In solchen Fällen muss ich mir dann etwas einfallen lassen, und das probier ich natürlich erst einmal woanders aus, nicht sofort an dem Bild von Johnny. Ich glaube, dabei habe ich tatsächlich einige neue Reinigungsmittel und -methoden erfunden.

Es ist also nicht so, dass man nur mal schnell »Bildrestaurierung« googeln müsste, und dann hat man die Lösung. Man braucht Erfahrung, Können und Kreativität. Aber genau das macht ja auch Spaß – solange man am Ende auch wirklich die Lösung findet.

Der malerische Anteil, also wenn ich mit Pinsel und Farben ran muss, ist dagegen fast nur Handwerk. Die traditionelle Malerei beherrsche ich ja seit zweiundvierzig Jahren – heute vielleicht ein wenig besser als damals. Aber die Restaurierung der Bruck-Gemälde – das war eine echte Herausforderung!

Perry Rhodan 3248: Die Frau aus dem Transmitter
Michael Marcus Thurner
PERRY RHODAN DIGITAL
ISBN/EAN: 9783845362489
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Pabel Moewig Verlag KG
ISBN/EAN: 9999900008678